Geschichte

Geschichte Feuerwehr Waibstadt

Eine Urkunde über die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Waibstadt ist, soweit bekannt, leider nicht erhalten geblieben. Das erste amtliche Schreiben in Bezug auf die Gründung stammt vom 25. Oktober 1865 und ist an das Großherzogliche Bezirksamt Sinsheim gerichtet. Es hat folgenden Wortlaut:

Nachdem die Errichtung einer Feuerwehr dahier schon 1862 beabsichtigt war, aber aus Mangel an freiwilligen Teilnehmern nicht zu Stande kam, fanden sich nunmehr solche bis zur Zahl von 100 Mann. Diese sind gestern zusammengetreten und haben in geheimer Stimmgebung gewählt:

-zum Hauptmann: Damian Hofher, Bürger und Nagelschmiedmeister

-zum Kassier: Philipp Josef Wacker, Bürger und Nagelschiedmeister

- zum Adjudanten hat der Hauptmann den hiesigen Bürger und Landwirt Josef Haft ernannt.

Indem wir beurkunden, daß alle diese sehr gut beleumundeten, ehrenhaft und zuverlässige Männer sind, die bei großherzoglichen Militärs als Unteroffizier gedient haben und zu den Stellen, zu welchen sie hier berufen sind, besonders taugend, bitten wir nach §§ 13 letzten Absatz um wohlgefällige Bestätigung derselben.

Zum Weiteren bitten wir:

a.) Die Errichtung einer Feuerwehr nach den für Sinsheim und Neckarbischofsheim geltenden Statuten und

b.) die bei der Stadtkasse erwachsenden Kosten gnädigst genehmigen zu wollen.

Waibstadt, den 25. Oktober 1865

Der Gemeinderat: Bürgermeister Wacker und Hofherr, Wittmann, A.Epp, Völker, Eberlein, Seeber

In dem bis 1864 unorganisierten Feuerlöschwesen machten sich zunehmend erhebliche Mängel bemerkbar. In einem zeitgenössischen Bericht wird besonders über den schlechten Zustand der Gerätschaften und vor allem des Schlauchmaterials Klage geführt. Auch seien die besten Löschmannschaften „nicht gerade das Richtige, da die Hälfte davon befiehlt, die andere Hälfte es nicht tun will, weil zu viele befehlen. Dies sei jedoch überall so, wo keine Löschvereine bestehen.“ Aus dieser Sicht und gerade wegen der vielen Brände in den unter Verwendung von viel Holz dicht bebauten Stadtkern von Waibstadt und Neckarbischofsheim, ist der Erlass der Feuerlöschordnung 1864 und die anschließende Gründung der Freiwilligen Feuerwehr leicht verständlich.

Ein weiterer Anlass zu der Gründung der Feuerwehren Waibstadt und Neckarbischofsheim waren sicherlich aber auch die großen Brände in Waibstadt im Jahr 1847 mit 104 zerstörten Gebäuden und in Neckarbischofsheim im Jahr 1859, wobei ca. 88 Gebäude abbrannten und ein Drittel der Gemeinde in Schutt und Asche gelegt wurde. Es überrascht nicht, dass die Organisation der Feuerwehr straff militärisch war. Hieß es doch in der Feuerlöschordnung 1864 „Die innere Organisation ist in Hinsicht des Gehorsams und der Unterordnung militärisch.“ Daher konnten auch Geldstrafen verhängt werden. Für alle öffentlichen Belange, z.B. bei kirchlichen und weltlichen Festlichkeiten, hatte die Wehr auch die Belange des früheren Bürgermilitärs mit übernommen. Jedoch wurde nicht gestattet, bei feierlichen Anlässen Säbel zu tragen. Bekleidet war die Wehr zunächst mit Drillich. Im Jahr 1877 wurden jedoch Tuchjacken angeschafft.

Bürgersinn und Idealismus waren für einen Feuerwehrmann unentbehrliche Eigenschaften, denn neben den persönlichen wurden mitunter auch finanzielle Opfer gefordert. So beschloss der Verwaltungsrat laut Protokoll vom 30. Januar 1894, „daß zur Deckung des entstehenden Defizits (…) ein Jahresbeitrag pro Mann erhoben werden soll, und zwar in zwei Beträgen, wovon der erste sofort, der zweite bei der ersten Übung zu bezahlen ist“. Von 1900 bis 1911 wurde von jedem Feuerwehrmann ein Jahresbeitrag von 1,20 Mark erhoben. Eine grundlegende Änderung trat erst ein, als „von der Gemeinde am 1. April 1925 die Feuerschutzabgabe eingeführt wurde, wonach alle jungen Männer im Alter von 25 bis 40 Jahren eine jährliche Abgabe an die Gemeinde zu entrichten haben. Das Corps wurde infolgedessen auf 100 Mann gebracht“ (Protokoll vom 30. Mai 1925)

Feuerwehr Waibstadt im Jahre 1906

Feuerwehr 1906

1890 begann man mit den Vorbereitungen zum 25-jährigen Jubiläum, das aber erst 1891 mit Fahnenweihe gefeiert wurde. Die Fahne war von den Waibstadter Jungfrauen gestiftet. Beteiligt waren ca. 600 auswärtige Feuerwehrmänner. Das 40-jährige Jubiläum wurde 1906 unter der Beteiligung von 37 auswärtigen Wehren gefeiert. 1908 wurde die Uniform geändert und dabei der rote Stehkragen abgeschafft. Das 60-jährige Jubiläum wurde 1926 unter großer Beteiligung auswärtiger Wehren auf der Bleichwiese abgehalten. Zum 75-jährigen Jubiläum kam es nicht. Grund war der bereits begonnene 2. Weltkrieg. In der Zeit von 1939 bis 1945 wurden darum auch in Waibstadt, wie in vielen umliegenden Orten, Frauengruppen gebildet und in der Handhabung der Feuerwehrgeräte eingewiesen, da kaum mehr Männer zu Hause waren. Hierdurch konnte der Brandschutz während der Kriegszeit sichergestellt werden, z.B. bei einem Brand bei Carl Boppré.

Von 1828 bis zum 2. Weltkrieg sind mehr als 50 Brandfälle in Waibstadt verzeichnet. In den umliegenden Gemeinden wurde Waibstadt daher auch scherzhafter Weise oft als „Neubrandenburg“ bezeichnet.

Nach dem Krieg wurde die Wehr allmählich wieder aufgebaut. Während die älteren Kameraden, die schon vor dem Krieg der Wehr angehörten, geschlossen wieder beitraten, war es in der ersten Zeit sehr schwierig, die jüngere Generation für den Feuerwehrdienst zu begeistern, dies war auch eine Folge des jahrelangen Krieges. Am 2. August 1952 wurde unter der Leitung von Kreisbrandinspektor Schumacher das Tanklöschfahrzeug (TLF 15) in Karlsruhe übernommen. In den Folgejahren zeigte sich immer mehr, dass ein neues Feuerwehrgerätehaus benötigt wird.

TLF 15 der Feuerwehr Waibstadt

TLF 15

Das Feuerwehrhaus in der Pfarrstraße wurde im April 1961 seiner Bestimmung übergeben. Für die damaligen Verhältnisse war dieses Gebäude mit zwei Fahrzeugstellplätzen, einer Schlauchwasch- und Trocknungsanlage, einem Funkraum sowie einem Schulungsraum von 110 qm durchaus ausreichend und zweckmäßig. Zuvor waren die Gerätschaften über viele Jahre in einer Garage in der Langen Strasse untergebracht. Heute steht hier das Modehaus Laub bzw. Bernadette. Zeitweise wurden die Geräte auch in einer Hütte auf dem Friedhof abgestellt. Mit den Jahren wurden allerdings die Platzverhältnisse immer beengter. Tanklöschfahrzeug, Rüstfahrzeug und Wasserwerferanhänger fanden im Feuerwehrgerätehaus Platz. Der Mannschaftstransportwagen musste vor dem Gebäude abgestellt werden. Der Vorausrüstwagen stand in der Garage in der Pfarrstraße 1. Die zweite dort vorhandene Garage diente als Werkstatt für den Gerätewart. Das Löschgruppenfahrzeug wurde im Bauhof abgestellt. Zusätzlich musste in einer Scheune in der Spitalstraße Raum für den Schlauchwagen, Ölwehrgeräte und einen weiteren Anhänger mit Jugendfeuerwehrzelten und Feldbetten angemietet werden. Der einwandfreie Einsatzablauf wurde aber auch vor allem dadurch gestört, dass kein Platz zum Deponieren der Einsatzkleidung vorhanden war. So hatte jeder seine persönliche Schutzausrüstung zu Hause und musste zunächst dorthin, wenn er zum Zeitpunkt der Alarmierung unterwegs, z. B. an seiner Arbeitsstelle, war. Die Feuerwehrangehörigen hatten sich schon auf diese missliche Lage eingestellt und die notwendige Kleidung im privaten PKW deponiert, um schnell zum Einsatzort zu gelangen.

Während die 90-Jahrfeier am 26. Juni 1955 mit der Weihe der neuen Fahne verbunden war, wurde das 100-jährige Jubiläum am 13. Juni 1965 zu einer echten Demonstration für das Feuerlöschwesen. Zu diesem glanzvollen Fest, das gleichzeitig Kreisfeuerwehrtag war, erschienen über 100 Wehren aus der näheren und weiteren Umgebung. 18 Musikkapellen und Spielmannszüge musizierten und über 2.500 Feuerwehrmänner waren in Waibstadt zu Gast.

Im Jahre 1972, als Heinrich Kreth zum Kommandanten gewählt wurde und die Nachfolge von Robert Brettel antrat, wurde kontinuierlich damit begonnen die Wehr zu verjüngen. Durch die Verpflichtung zum 10-jährigen Ersatzdienst bei der Feuerwehr bestand die Möglichkeit für junge Männer, sich vom Wehrdienst freistellen zu lassen, wodurch ein zusätzlicher Anreiz für den Beitritt zur Feuerwehr entstand. Es wurden Atemschutzträger, Sprechfunker und Maschinisten ausgebildet und die ersten Leistungsabzeichen wurden abgelegt. Die Gruppenführer Otto Völker und Herbert Feirer waren hierbei maßgeblich beteiligt.

Im Jahre 1975 wurde das 110-jährige Jubiläum unter der Leitung von Kommandant Heinrich Kreth (1972 – 1982) gefeiert und die Feuerwehrkapelle aus aktiven Feuerwehrangehörigen wiedergegründet (1975). Auch das 125-jährige Jubiläum im Jahre 1990 wurde zu einem großen Erfolg. Am Jubiläumssonntag waren nahezu 3.000 Angehörige von Feuerwehren und örtlichen Vereinen beteiligt. In der Dienstzeit von Kommandant Herbert Feirer (1982 – 1992) wurde die Jugendfeuerwehr (1985) gegründet und zur Erweiterung der technischen Hilfeleistung der RW 2 und der MTW beschafft.

Im Jahre 1995 wurde das 130-jährige Jubiläum nur in einem kleinen Rahmen in der Stadthalle gefeiert, aber schon im Jahre 2000 konnten wir unter der Leitung von Kommandant Kurt Lenz (1992 – 2000) das lang ersehnte neue Feuerwehrhaus im Unteren Lohhaus 9 einweihen. Besonders hervorzuheben hierbei ist die enorme Eigenleistung von ca. 11.000 Arbeitsstunden, die die Kameradinnen und Kameraden der aktiven Wehr, der Altersmannschaft und der Jugendfeuerwehr bei den Bau- und Renovierungsarbeiten eingebracht haben. Mit dem VRW konnte auch in seiner Dienstzeit ein weiteres Fahrzeug zur Erweiterung der technischen Hilfeleistung in Dienst gestellt werden. Die räumlichen Vorteile unseres neuen Feuerwehr-Areals waren schnell im Unterkreis sowie im ganzen Rhein-Neckar-Kreis bekannt, so dass Lehrgänge wie Grundausbildung, Maschinistenausbildung, Sprechfunkerausbildung, theoretische Ausbildung im Bereich Atemschutz, Truppführerausbildung sowie die Abnahme des Leistungsabzeichens und die Abnahme der Jugendflamme durchgeführt werden konnten. Durch die großzügige Hallenkapazität wurde auch das traditionelle Spritzenfest, das seit einigen Jahren an zwei Tagen stattfindet, zu dem Aushängeschild im Veranstaltungsreigen der Feuerwehr.

Unter der Führung von Kommandant Kurt Spiegel (2000 – 2012) konnte die Ausstattung des Feuerwehrhauses aber auch die Ausrüstung der Aktiven stetig verbessert werden. Der Fahrzeugpark wurde auch auf den neuesten Stand gebracht. So wurde im Jahre 2002 ein neuer RW2, 2004 ein neuer MTW und 2007 das neue LF20 beschafft. Das Logistikfahrzeug GWL und der Anhänger für die Jugend wurden im gleichen Zeitraum in den Dienst gestellt.

Im Jahre 2012 übernahm Torsten Hartmann das Kommando der Wehr. Unter seiner Regie erfolgte die komplette Neuausstattung aller Feuerwehrangehörigen mit den neuen Uniformen, als erste Feuerwehr im Rhein-Neckar-Kreis. Die aktuellen Bilder zeigen, dass das neue Outfit mehr als gelungen ist. Das langersehnte LF10 wird noch im Laufe des Jahres 2015 geliefert, wodurch dieLeistungsfähigkeit der Waibstadter Wehr auch für die nahe Zukunft weiter gewährleistet bleibt.

 
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